Das Islandpferd

Das Islandpferd ist eine der ursprünglichsten Pferderassen. Seit dem 9. Jahrhundert, als die ersten Siedler Island in Besitz nahmen, hat dieses Pferd die Menschen von Island begleitet. Ohne das Islandpferd wäre die Besiedelung dieser rauhen Insel nicht möglich gewesen. Nur auf dem Rücken der trittsicheren, ausdauernden und genügsamen Pferde war es den ersten Isländern möglich, die reissenden Flüsse, die steinigen Hochebenen und die Gletscher zu überqueren. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war das Pferd in Island das einzige Fortbewegungsmittel.

Auch heute sind Strassen fast nur an der Küste so ausgebaut, dass sie mit nicht geländetauglichen Fahrzeugen befahren werden können. Sobald man ins Hinterland oder auf die Hochebene geht, sind die Pferde immer noch gefragt. Auch wenn die Isländer heute nicht mehr auf die Pferde angewiesen sind um zu überleben, haben sie sich ihre Liebe zu diesen einmaligen Tieren erhalten. In diesen Tagen leben mehr Pferde auf Island als je zu vor (ca. 98'000). Und dies nicht nur, weil Islandpferde auch ausserhalb Islands immer beliebter werden, denn der Export ist mit ca 1'300 - 1'500 Tieren pro Jahr noch recht bescheiden.

Seit vielen hundert Jahren werden diese Pferde in Island gezüchtet und während dieser Zeit sind kaum Fremdeinflüsse in die Zucht gekommen. Die oft propagierte jahrtausendlange Reinzucht ist zwar mit Vorsicht zu geniessen, den ein Importverbot für Pferde gibt es erst seit Mitte dieses Jahrhunderts. Aber die wenigen Pferde die in den letzten hundert Jahren tatsächlich den Weg auf die Insel geschafft haben, haben keinen Einfluss auf die Zucht gehabt. Die Isländer haben schnell gemerkt, dass importierte Pferde mit den klimatischen Bedingungen ihrer Insel bei weitem nicht so gut zu recht kommen, wie ihre genügsamen Pferde und haben daher nie Import im grösseren Stil betrieben. Es handelte sich immer nur um vereinzelte Tiere. Somit sind heute in Island immer noch die zwei Grundtypen, die Anfangs der Besiedelung der Insel mitgebracht worden sind, zu finden. Das etwas feinere, elegantere keltische Pony, dessen Schlag vor allem im Norden zu finden sind und die etwas stämmigeren normannischen Ponies, die im Süden anzutreffen sind.

Neben den speziellen Gängen zeichnet das Islandpferd ein sehr liebenswürdiges Temperament aus. Im Umgang sind die meisten so ruhig, dass man ohne Bedenken auch Kinder in ihre Nähe lassen kann, ohne dauernd auf der Hut sein zu müssen, dass die Pferde ihnen keinen Schaden zufügen. Es gibt kaum Islandpferde, die Beissen und Schlagen (gegen Menschen versteht sich, untereinander ist das selbstverständlich genauso üblich, wie bei anderen Pferderassen). Sieht man eine Gruppe Islandpferde im Paddock stehen hat man oft sogar den Eindruck, dass es sich da um nette Kinderponies handelt. Sitzt man dann aber auf, verwandeln sich viele der "Kinderponies" in temperamentvolle, sehr leistungsbereite Reit- und Sportpferde. Ein Islandpferd ist also nicht a priori ein Kinderpferd. Es gibt zwar Vertreter die aufgrund ihrer Liebenswürdigkeit und der hohen Frustrationstoleranz optimale Kinderreitpferde sind, aber ein grosser Teil ist zu temperamentvoll um von Kindern geritten zu werden.

Es gibt aber auch die Vertreter, die beim Junior das ruhige Kinderpony sind, bei der etwas ängstlichen Mutter zum zuverlässigen Freizeitpferd werden und mit dem Vater zum temperamentvollen Turnierpferd.

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